Trip Report

Microstrategy Symposium 2017 - Hannover

Eine der BI-Firmen, die verstärkt auf Veranstaltungen als Vertriebsunterstützung setzen, ist Microstrategy. Am 02.02.2017 besuchte ich das Microstrategy Symposium in Hannover. Es ist immer wieder ein Erlebnis, Mike Saylor persönlich präsentieren zu sehen.

In seiner Keynote gab er in seinem Pflicht-Teil einen Überblick über die derzeitige Kundenstruktur. Gute Microstrategy-Kunden hätten 100.000 Benutzer und hunderte von Applikationen. Mehr als die Hälfte der Kunden wären interessiert an Big Data, allerdings nur um zu skalieren und Kosten zu reduzieren, was meiner Meinung nach nicht die stärksten Argumente für Big Data sind. Interessant ist, dass bereits ein Viertel aller Kunden die Cloud-Lösung von Microstrategy einsetzen.  

Anschließend ging Mike Saylor zur Kür über. Seiner Aussage nach denkt Microstrategy voraus, indem man Sicherheit in den Fokus stellt. Das Thema Identitätsmanagement hat einen hohen Stellenwert, und zwar über mobile Endgeräte mit der Unterstützung einer Multi-Factor Authentifikation inklusive entsprechender Datenerfassung. Andererseits wäre Sicherheit nicht mehr auf dem Stand der Technik. Die präsentierten Beispiele, gerade im Bereich Management von Zugangsbeschränkungen sind eindrucksvoll. Über die Vereinbarkeit mit europäischem Datenschutzrecht oder deutschem Personalrecht ging Saylor nicht ein.

Die wichtigsten Punkte im Bereich Business Intelligence sind für Microstrategy zur Zeit:

  1. Microstrategy Desktop, positioniert gegen Tableau, kostenfrei für den Stand-Alone-Betrieb, mit der Möglichkeit, Analysen und Daten in einer einzigen Datei zu speichern und zu verteilen.
  2. Die Mobile App und ihre analytischen Fähigkeiten.
  3. Die Unterstützung von Video Walls mit Dashboards. Spannend war das Beispiel aus dem Headquarter von Microstrategy, wo an jeder freien Wand statt Bildern nun große Bildschirme installiert wurden, die alle 15 Sekunden neue Berichte aus den entsprechenden Bereichen mit aktuellen Daten aus Vertrieb, Marketing, Service und Entwicklung präsentieren. 

Bei der Abgrenzung zum Mitbewerb fielen häufiger die Namen Tableau, SAS und Qlik, deren individuelle Vorteile man in ein Produkt vereint sieht. Die ehemaligen Lieblings-Konkurrenzprodukte Cognos und Business Objects fanden keine Erwähnung.

Zum Abschluß wies Saylor explizit auf die neuen freien Angebote hin. Microstrategy Desktop ist für den Einzelbenutzer frei verfügbar. Dazu gibt es für alle Produkte 5 Tage kostenfreies Training weltweit, auf Anfrage und bei genügend Teilnehmern an jedem Ort der Welt. 

Mit Eventim schloß einer der jüngeren Kunden den gemeinsamen Keynote-Track ab. Der 2014 gegründete Bereich Information Science deckt die Bereiche Analytics, Kundenloyalität und BPM ab. Interessant sind hier vor allem die schiere Datenmenge von 200 Mio Ticketverkäufen pro Jahr, die Umgebung mit Hadoop, Elasticsearch und Exasol, sowie der agile Ansatz mit einem Release-Zyklus von 2 Wochen. Zukünftig möchte man damit die Datenaktualität von 15 Minuten auf unter 1 Minute drücken.

Casino Austria präsentierte seine mit Thinking Networks erstellte Balanced Scorecard Anwendung. Statt einem 1-2 Mal pro Jahr befüllten Excel gibt es nun eine integrierte Anwendung mit den fünf Perspektiven Finanzen, Gäste, Prozesse, Entwicklung und Compliance mit je 3 Kennzahlen. Die einjährige Projektlaufzeit umfaßte zudem die Planung von 500 Kennzahlen nach Betrieb, Periode und Gäste. Als Quellen dienten Oracle, Excel und erstaunlicherweise SAP BW. Laut Thinking Networks bietet der verwendete "TN Connector for SAP Netviewer BW" eine OpenHub-Lizenz-freie Möglichkeit, SAP BW Daten zu verwenden.

Die Faszination Kampagnenautomation präsentierte KKH zusammen mit dem Microstrategy Partner AIC. Basierend auf einem klassischen Enterprise Data Warehouse mit 2500 Tabellen und einer Datenmenge von 45 TB erstellte man mit AICs aiSuite einen Prozess, der die Laufzeit bei der Erstellung einer Kampagne reduzierte und den Ressourcenengpaß im Data Warehouse Team eliminierte. Die direkte Feedback-Schleife von den Kampagnen zurück in das Enterprise Data Warehouse erhöht gleichzeitig die Revisionssicherheit.

Stefanie Krüger, Data Scientist bei Sennheiser präsentierte abschließend den Anwendungsfall Umsatzprognose. Mit 600 Business Intelligence Anwendern bei 2700 Mitarbeitern kann hier von einer recht großen Durchdringung gesprochen werden. Das BICC ist in die Bereiche Descriptive, Predictive und Prescriptive gegliedert. Das vorgestellte Projekt unterstützt das Sales and Operation Planning und ist Basis für den Beschaffungsprozess. Es wird anhand des ARIMA-Modells vorgegangen, das stochastische Prozesse beschreibt. Bei Sennheiser kommen laut Frau Krüger vor allem exponentielle Glättung und Regressionsanalyse zum Einsatz. Extrem eindrucksvoll war die anschließende Live-Demo des Forecastsystems.

Auch die Empfehlungen an die Zuhörer zeugen von einem reichen Erfahrungsschatz. Leuchtturmprojekte und Sponsor finden, schnell erste Prototypen mit kleinen Schritten und vorhandenen Ressourcen erstellen, mit mehr Data Science und weniger Controlling sich gegen die Fachabteilung durchsetzen und die Operationalisierung begleiten. Das zeugt von Mut, Entscheidungsfreudigkeit und Durchsetzungsvermögen aller Beteiligten (und nein, dieser Abschnitt wurde nicht von Sennheiser gesponsort... leider ;) ).

Durch die Anwenderberichte war die Veranstaltung wert, besucht zu werden. Die Organisation konnte leider mit den hohen Standards früher Microstrategy-Jahre (zu Zeiten von Tiemo Winterkamp und Karl-Heiz Land) nicht mithalten. Kleiner Tipp: Wenn Mike Saylor spricht, sollte man danach eine deutlich längere Kaffeepause als Buffer einplanen!